Zinssenkungen der EZB ohne Wirkung!
In der vergangenen Woche teilte die EZB mit, dass die Leitzinsen vorerst nicht noch einmal unter das derzeitige Rekordtief von 2% gesenkt werden. Und die Europäische Zentralbank tut gut, dem Druck der Regierungen standzuhalten und die Zinsen nicht noch weiter zu senken. Und das mit guten Gründen, denn der reale Effekt dürfte kaum messbar sein. Warum?
1. Zinssenkungen erreichen Unternehmen nicht
Wie sollen Leitzinssenkungen eigentlich wirken? Durch eine Senkung der Refinanzierungssätze für die Banken sollen diese in die Lage versetzt werden, selbst günstigere Kredite an Unternehmen und Haushalte auszureichen, und so den Weg für zusätzliche Investitionen ebnen. Doch das dieser Mechanismus derzeit funktioniert darf bezweifelt werden. Die Banken schreiben derzeit Milliardenverluste. Die Deutsche Bank allein im letzten Quartal über 4 Mrd. Euro. Und die Commerzbank hat sich gerade noch einmal 8 Mrd.Euro Nachschlag aus dem Rettungsfonds der Bundesregierung gesichert um nicht durch die Übernahme der Dresdner Bank selbst in Schieflage zu geraten. Diese Beispiele zeigen, dass die Banken derzeit jeden Cent brauchen. Dies führt dazu, dass sie aber die Leitzinssenkungen nutzen um die eigene Marge zu stärken. Die Kunden – also Unternehmen und Privathaushalte – merken keine positiven Effekte. Ganz im Gegenteil: viele mittelständische Unternehmen beklagen sich in den letzten Monaten über verschärfte Kreditbedingungen und das dürfte automatisch zu einer Margensteigerung der Banken.
2. Einfluß des Zinsniveaus für Investitionsentscheidungen unbedeutend
In Hochzinsphasen ist der Anteil der Zinszahlungen an den Gesamtkosten und am CashFlow einer Investion deutlich höher als zur Zeit. Angenommen ein Unternehmer benötigt für eine Investition, aus der er einen jährlichen Rückfluß von 10.000 Euro erwartet, 100.000 Euro Fremdkapital. Bei einem Zinsniveau von 10% führt eine Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt vielleicht erst zu einer postiven Entscheidung zugunsten der Investition. Der Anteil der Zinszahlungen am Cash-Flow beträgt satte 95%. Bei der selben Investition ist dabei eine Zinssenkung von 4 auf 3,5% nahezu unbedeutend. Sicherlich sind auch hier mehr Investitionen lohnenswert und nominal spare ich den selben Betrag. Aber bei der Zinssenkung auf tieferen Zinsniveau, ist der Anteil der Zinsen am Cash-Flow nur noch bei 40-35%. Aus diesem Grund ist die Höhe der Zinsen öfter nicht das entscheidende Kriterirum bei Investitionsentscheidungen und deshalb ist eine Zinssenkung im Moment wenig wirksam gegen Konjunkturschwächen.
3. Zinssenkungen verschlechtern Situation der Privatanleger
Umgekehrt sinken die Geldanlagezinsen derzeit im Rekordtempo. Trotz des scharfen Wettbewerbs senken immer mehr Banken die Zinsätze für Tagesgeld & Co.. So hat z.B. die Hamburger Netbank gerade die Tagesgeldzinsen innerhalb weniger Wochen in zwei Schritten von 4% auf 2,75% um fast ein Drittel zusammengestrichen. Auch wenn Zinsen nicht die Haupteinkunftsart der Deutschen sind, verbessert sich die Einkommenssituation durch diese Entwicklung nicht. Und das man wenig Zinsen auf Geldanlagen bekommt dürfte die Konsumneigung nicht forcieren. Gerade die Deutschen sind dafür bekannt, in Krisenzeiten eher mehr Geld zurückzulegen.
4. Günstiges Baugeld beflügelt nicht den Immobilienerwerb
Das sinkende Zinsniveau hat auf die Baugeldzinsen sehr positiv gewirkt. Es fehlt nicht mehr viel, und die Rekordzinsen con 2005 werden wieder erreicht. Die günstigsten Anbieter offerieren derzeit Zinssätze für 10 Jahre Zinsbindung und 60%igem Auslauf von knapp über 4%. Der Lübecker Hypothekenmakler Dr.Klein bietet einen Effektivzins von 4,13% an (Stand 6.2.2009). Doch die guten Zinssätzen geben keine Impulse für die Baukonjunktur. Seit jahren ist das Volumen für Immobilienfinanzierungen in Deutschland rückläufig. Und dieser Trend ist trotz der Niedrigzinsen ungebrochen. Denn wer investiert in ein eigenes Haus, wenn er nicht weiß, ob er übermorgen noch seinen Job hat?
Die Wirtschaftswoche hat in Ihrer neuen Ausgabe Ausgabe noch einen weiteren Aspekt gegen weiter sinkende Leitzinsen genannt. Ausufernde Staatsschulden können zu einem Inflationsschock führen, wenn die Notenbank die Geldmenge stärker als das Produktionspotential der Volkswirtschaft ansteigen lässt.
Dann würde die EZB quasi die Notenpresse anwerfen, in dem sie z.B. anfängt Staatsanleihen aufzukaufen. Um nicht in diese Bedroullie zu kommen vermutet Bert Losse in seinem Kommentar, dass die EZB die Leitzinsen nicht unter die Schwelle von 1% fallen lassen wird, auch wenn Experten davon ausgehen, dass es Anfang März noch einen weiteren Zinsschritt nach unten geben wird.